Ghazaleh Rezaei, 1990 in Teheran geboren, ist bekannt für ihre spezifische Herangehensweise an komplexe soziokulturelle Themen. Ihr Interesse an praktischer Fotografie und Kunstgeschichte prägt ihre Arbeiten, die von geopolitischen Einflüssen und Künstler:innen verschiedener Epochen und Regionen inspiriert sind.

Rezaei erwarb ihren Bachelor- und Masterabschluss in Fotografie sowie einen Doktortitel in Kunststudien an der Universität Teheran. Ihre Dissertation mit dem Titel „Iranische Kunstfotografie: von lokalen Wurzeln zu globalen Horizonten“ reflektiert ihren besonderen künstlerischen Ansatz.

Ihre fotografische Arbeit widmet sich soziokulturellen Themen. Trotz der sensiblen und teils tragischen Motive zeichnet sich Rezaeis Werk durch einen spielerischen Umgang mit dem Material aus. In ihren Serien kombiniert sie unterschiedliche Techniken wie die Arbeit mit der Lochkamera, das Nachfotografieren eigener und fremder Bilder, gezielte Farbbearbeitung sowie die Umwandlung von Fotografien in Gemälde.

In ihrer Werkserie Light Upon Light hat die Künstlerin ihre eigenen Fotografien mit einer Taschenlampe nachfotografiert. Sie projizierte Bilder von architektonischen Elementen auf einen Monitor und fotografierte diesen erneut, um die Reflexionen externer Lichtquellen einzufangen. Das Ergebnis ist ein Spiel von Licht und Schatten, in dem das eine Licht das andere verdeckt und Licht auf Licht trifft. Das Licht, das uns normalerweise die Welt sichtbar macht, wird hier zu einem Hindernis, das die Identifikation der abgebildeten Szenen erschwert. Statt Dinge ins Licht zu rücken, enthüllt sich das Licht selbst.

Die Motive der Bilder basieren auf Elementen persischer Architektur und Wandmalerei und zeigen Spuren der Ruinen und Denkmäler persischer Kunst und Kultur, die nach der Verbreitung des Islam im Iran entstanden sind. Diese Werkserie thematisiert die Vergänglichkeit und die Erinnerung an Geschichte und Kultur, während sie zugleich darauf hinweist, dass Fragmente dieser Geschichte aus dem kollektiven Gedächtnis des Irans zu verschwinden drohen und durch unzureichende Konservierungsbedingungen vor Ort nicht erhalten bleiben.

In ihrer neuesten Serie Martyrs zieht die Künstlerin Parallelen zwischen den dem Iran-Irak-Krieg und den Erfahrungen der COVID-19-Pandemie im Iran.

Rezaeis Werke wurden auf zahlreichen internationalen Ausstellungen und Plattformen präsentiert und gewürdigt, darunter im Iran, in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Deutschland und Kanada. Zu den herausragenden Präsentationen zählen Foam Talent im Foam Fotografiemuseum in Amsterdam, A Space to Breathe beim Breda Photo 2022 in Breda sowie Let Us Believe in the Dawn of Spring: Portraits from Iran im Fotografiska in Berlin.
‍