POETES DES OBJETS PERDUS
Daniel Butcher
13.09.–02.11.24

Anlässlich der Berlin Art Week präsentieren wir die dritte Einzelausstellung des kanadisch-brasilianischen Künstlers Daniel Butcher in der Galerie Anahita Sadighi. Unter dem Titel Poètes des objets perdus (Die Dichter der verlorenen Objekte) zeigt die Ausstellung eine Auswahl seiner jüngsten Gemälde, die über einen Zeitraum von zwei Jahren entstanden sind. Diese Werke schließen eine Serie ab, die vor sechs Jahren begann, und umfasst rund zwanzig Gemälde sowie zahlreiche Zeichnungen.
Butchers Arbeiten sind tief narrativ und von literarischen Einflüssen durchzogen. Besonders die Werke des französischen Schriftstellers Claude Simon haben einen großen Einfluss auf sein Schaffen. Simon, bekannt für seine komplexen, oft als dicht und schwer zugänglich beschriebenen Texte, inspirierte Butcher nicht nur durch seine poetische Sprache, sondern auch durch seinen strukturellen Ansatz. „Die poetische Kraft von Simons Texten hat mir gezeigt, dass man durch das Auflösen von Klarheit zu einer tieferen Wahrheit gelangt“, sagt Butcher. In seinen Bildern strebt der Künstler eine ähnliche Dynamik an, indem er narrative Elemente in Schichten aufbaut, sie verwirrt und sie dann wieder auflöst. Dies verleiht den Werken eine traumähnliche, mysteriöse Dimension, in der sich vertraute und fremde Elemente vermischen.
In vielen seiner Gemälde sind auch schriftliche Fragmente integriert, die aus der Literatur stammen oder selbst geschrieben sind. Sie unterstützen die Bildsprache, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren, und schaffen Verbindungen zwischen Wort und Bild. Wie in der Literatur versucht Butcher, das Unsagbare darzustellen, das, was zwischen den Zeilen liegt. „Meine Bilder wirken wie autobiografische oder poetische Essays“, erklärt er. Diese Verbindung zur Literatur zeigt sich nicht nur in der Komposition, sondern auch in der Art und Weise, wie die Werke Geschichten erzählen – ohne jedoch eine klare Interpretation vorzugeben.
Ein zentrales Thema in Butchers Arbeitsprozess ist der „Kipppunkt“, jener Moment, in dem das Bild zu scheitern droht, um dann eine unerwartete Wendung zu nehmen. Butcher beschreibt diesen Prozess als beunruhigend, aber essenziell: „Es gibt immer einen Moment, in dem alles zusammenbricht. Das ist der entscheidende Punkt – hier beginnt das eigentliche Werk.“ Diese Transformation im Schaffensprozess verleiht seinen Arbeiten eine faszinierende Vielschichtigkeit, bei der jedes Detail überarbeitet, hinterfragt und schließlich zu einem Ganzen zusammengesetzt wird.
Mit Poètes des objets perdus lädt Daniel Butcher die Betrachter:innen ein, Teil seiner poetischen Suche nach verlorenen Objekten und Erinnerungen zu werden. Die Ausstellung umfasst eine visuelle Erzählung, die sowohl tief persönliche als auch universelle Themen anspricht und das Gefühl der Sehnsucht und des Verlustes in eine neue, vielschichtige Bedeutung transformiert.